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Published: 27.01.25

Diskriminierung im Alltag von Rettungssanitäter*innen

Medical First Responder (MFRs), d.h. professionelle medizinische Ersthelfer*innen (z.B. Sanitäter*innen), leisten in ihrem Arbeitsalltag lebenswichtige Arbeit. Notfälle ereignen sich jedoch nicht nach Lehrbuch und nicht ohne sozialen Kontext: meist sind neben den Patient*innen weitere Personen anwesend und interagieren direkt und indirekt mit den MFRs. Diese Interaktion kann auch zu  Gender- und Diversivitätsspezifischen Konflikten führen.

Bei Einsätzen sind MFRs oftmals die ersten am Einsatzort und müssen medizinische und andere Maßnahmen einleiten – dies reicht je nach Fall von der Erstversorgung von Patient*innen, der Einrichtung von Koordinationszentren bis hin zum Transport in eine Behandlungseinrichtung. Sie müssen rasch und situationsgerecht agieren, dabei fokussiert auf die Notfallsituation des*der Patient*in eingehen und entsprechend ihrer Ausbildung agieren. Aber aufgrund hoher Stressbelastung aller anwesenden Personen kommt es bei Einsätzen auch zu Konflikten, die Hilfeleistungen teilweise sogar behindern. MFRs sind dabei der Nicht-Annahme von Hilfe, verbaler Gewalt, aber auch körperlicher und sexuellen Belästigungen durch Patient*innen, An- und Zugehöriger sowie Schaulustiger ausgesetzt. Diese Handlungen sind häufig von vergeschlechtlichten und diversitätsbezogenen Stereotypen geprägt. Beispielsweise wird Frauen und jüngeren Personen häufig geringere medizinische Expertise zugesprochen, was der Hilfeannahme und damit einer effektiven Hilfeleistung entgegenstehen kann. Das Bild des „starken, männlichen Helden“ ist in diesem Umfeld auch bei den Beteiligten oft noch immer dominant. Dies reicht von Einmischen, behindern, belästigen bis hin zu körperlicher und psychischer Gewalt. Umfragen weisen darauf hin, dass diese Einsatzbehinderungen und Gewalterfahrungen ansteigen. In der Aus- und Weiterbildung wird darauf noch zu wenig vorbereitet und nicht alle MFRs können damit umgehen. Vor allem Berufsanfänger*innen müssen lernen, in Situationen, in denen z.B. sexualisierte Äußerungen getätigt werden, abgrenzend zu handeln, ohne die eigene Sicherheit oder das Wohl von Patient*innen zu gefährden.

GAIN untersucht diese vergeschlechtlichten und diversitätsspezifischen Herausforderungen, mit denen sich MFRs in der Interaktion mit externen Personen während des Einsatzes konfrontiert sehen. Anhand dieser Erkenntnisse werden dann im Projekt Antidiskriminierungs- und Empowerment-Trainingsstrategien entwickelt, um MFRs im Umgang mit diesen Herausforderungen und im Erkennen von Diskriminierungen zu unterstützen. Dadurch können sie ein entsprechendes Handlungsrepertoire aufbauen und effizienter Hilfe leisten.